Moskau (dts Nachrichtenagentur) – Der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, hat sich bewegt gezeigt von der Anteilnahme der Russen am Abschied von Alexej Nawalny. „Mich hat die Anteilnahme von so vielen Menschen in Moskau tief bewegt“, sagte Graf Lambsdorff der „Bild“ (Samstagausgabe). „Wir haben heute das andere, menschliche Russland gesehen, das es gibt und das sich nach Freiheit und Frieden sehnt.“
Der russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny ist am Freitag auf dem Borissowskoje-Friedhof in Moskau beigesetzt worden. Trotz einer erheblichen Polizeipräsenz, zahlreicher Kameras und Absperrgitter haben sich Tausende vor der Kirche und dem Friedhof versammelt. Auch Graf Lambsdorff und andere Botschafter europäischer Länder waren anwesend. Teilnehmer skandierten unter anderem „Russland ohne Putin“ und „Nein zum Krieg“.
Zuvor begann mit erheblicher Verzögerung ein etwa halbstündiger Trauergottesdienst nach orthodoxem Ritus, zu dem der enge Familienkreis zugelassen war. Die Witwe des Kremlkritikers, Julija Nawalnaja, sowie die beiden Kinder waren – wohl aus Sicherheitsgründen – nicht anwesend.
Um die Übergabe des Leichnams hatte es zuvor tagelang ein Tauziehen zwischen den zuständigen Stellen und den Angehörigen und Anhängern Nawalnys gegeben. Zwischenzeitlich stand der Vorwurf im Raum, die russischen Behörden wollten den Leichnam heimlich beerdigen.
Nawalny war nach russischen Angaben den russischen Behörden zufolge am 16. Februar in einem Gefangenenlager am Polarmeer gestorben, angeblich weil ein Blutgerinnsel aufgebrochen und er bei einem Spaziergang zusammengebrochen sei. Ärzte hätten vergeblich versucht, den Regimekritiker wiederzubeleben, hieß es. Der Vizechef der Gefängnisbehörde wurde wenige Tage nach Nawalnys Tod befördert.
Auf Nawalny war 2020 in Russland ein Giftanschlag mit dem Kampfstoff Nowitschok verübt worden. Nachdem er in der Berliner Charite behandelt worden war, kehrte er nach Russland zurück, obwohl allgemein bekannt war, dass er dort verhaften werden würde.
Foto: Alexander Graf Lambsdorff (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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