Sonntag, September 8, 2024
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Wie gut ist die Kunststoffbranche in Süddeutschland wirklich aufgestellt?

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Das INNONET Kunststoffcluster wartet mit einem neuen Stimmungsbarometer auf – Damit werden Zahlen, Daten und Fakten aus der süddeutschen Kunststoffindustrie bereitgestellt

Zum Gesprächspartner: Dejan Micic ist seit 2021 Wirtschaftsförderer der Stadt Horb a.N. und Geschäftsführer des Technologiezentrums Horb, welches die Trägerin des INNONET Kunststoffclusters ist.

Herr Micic, was ist das INNONET und wie ist es entstanden?

Das INNONET wurde vor 18 Jahren von einer Handvoll namhafter Unternehmen in der Region Nordschwarzwald ins Leben gerufen, um eine unabhängige und interdisziplinäre Plattform entlang der Wertschöpfungskette Kunststoff zu etablieren. Dies ist auch erfolgreich gelungen, heute haben wir tolle Räumlichkeiten in Horb, Vernetzungsformate und organisieren gemeinsame Messestände bei relevanten Fachmessen. Wir sind überregional bekannt und vernetzt, tragen zum Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bei, vernetzen Startups mit etablierten Mittelständlern und repräsentieren mit unseren über 105 Mitgliedern mehr als 6 Milliarden Euro Jahresumsatz, ca. 32.000 Mitarbeiter global und über 5.500 Patente – als Know-how, Wertschöpfung und Potentiale. 

Könnten Sie uns kurz erläutern, was das INNONET-Stimmungsbarometer ist und welche Ziele es verfolgt?

Das Stimmungsbarometer ist eine halbjährliche Befragung innerhalb der INNONET-Mitglieder, die wir im Mai 2024 gestartet haben. Ziel der Erhebung ist es, umfassende Informationen und somit Transparenz über die aktuelle Situation und die Zukunftsaussichten der süddeutschen Kunststoffbranche zu bieten. Diese Einblicke ermöglichen es, fundiert auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und gezielt Lösungen zu finden. In anderen Worten: Wir sehen doch, wie sich die aktuelle Wirtschaftslage entwickelt, wir wollen daher noch besser verstehen, um besser vorbereitet zu sein.

Wie wurde die Umfrage durchgeführt und wer nimmt daran teil?

Die Daten werden durch eine quantitative Befragung erhoben, welche online bereitgestellt wurde. Zur Teilnahme wurden Firmeninhaber, Führungskräfte und leitende Verantwortliche der Mitglieder des INNONET eingeladen. Das Stimmungsbild entsteht auf Grundlage von zwölf Fragen aus verschiedenen Themenfeldern, diese umfassen die Bereiche Geschäftslage der Kunststoffbranche, Investition und Innovation, Beschäftigung sowie Außenwahrnehmung.

Immer das Ziel vor Augen: Aktuelle Ergebnisse und Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen

Herr Micic, welche wesentlichen Trends und Entwicklungen konnten Sie aus der aktuellen Erhebung ableiten? Gab es überraschende Ergebnisse oder besondere Highlights?

Die Stimmung in der Kunststoffbranche wird mit einem Gesamtergebnis von 5,1 grundsätzlich als mittelmäßig bewertet, liegt dabei aber leicht über der allgemeinen Einschätzung der Wirtschaftslage in Deutschland. Daraus und aus der positiven Erwartungshaltung bezüglich der Auftragslage in den kommenden 6 Monaten leiten wir einen vorsichtigen Optimismus der Unternehmer ab.

Ein Highlight für uns ist die starke Bewertung der eigenen Innovationskraft. Wir erleben unsere Mitglieder als innovative Akteure und freuen uns sehr, dass sie diese Selbsteinschätzung mit einem Durchschnittswert von 6,5 teilen!

Wie erwartet negativ sind hingegen die erfassten Werte für die Außenwahrnehmung der Kunststoffbranche. Das Image der Branche innerhalb der Bevölkerung ergibt einen wenig erfreulichen Durchschnitt bei 4,0. Fatal ist hingegen die wahrgenommene Reputation unter den politischen Vertretern mit einem Negativrekord von 2,9 und einem Schwerpunkt der Rückmeldungen im unteren Drittel der Skala. Hier müssen wir definitiv noch mehr Gespräche führen und der Branche die Möglichkeit geben, sich adäquat zu präsentieren!

Branchenspezifische Einblicke sollen offengelegt und Lösungspotentiale ausgearbeitet werden

Welche Herausforderungen wurden von den Teilnehmern besonders hervorgehoben?

Durch die offenen Fragen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit wesentliche Problembereiche ergänzend anzufügen. In der Analyse konnte festgestellt werden, dass insbesondere Bereiche wie „Personal“, „Auftragslage“, „steigende Kosten“, sowie „politische Rahmen- und Regelwerke“ als besonders relevant und akut angesehen werden.

Die Beschäftigungslage kann tendenziell als uneinheitliche Problematik festgehalten werden, welche Betriebe als unterschiedlich gravierend wahrnehmen.

Inwiefern können die Ergebnisse des Stimmungsbarometers der Branche helfen, sich besser auf aktuelle Herausforderungen einzustellen?

Das Stimmungsbarometer erfasst und quantifiziert den aktuellen Zustand der Kunststoffbranche, wodurch der Status-Quo sowie zukünftige Perspektiven transparenter werden. Dies ermöglicht ein gezieltes Handeln an den relevanten Stellschrauben sowie eine frühzeitige Anpassung. Als INNONET-Cluster verstehen wir uns auch besonders als Plattform des Austauschs und der Zusammenarbeit. Ein Stimmungsbarometer eröffnet somit einerseits einen zusätzlichen Kommunikationskanal und andererseits gibt es uns die Möglichkeit, Maßnahmen für die zukünftige Zusammenarbeit entlang relevanter Projekte und Themen zu schärfen. 

Wie tragen die Erkenntnisse zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Wettbewerbsposition bei?

Durch regelmäßige Befragungen innerhalb des Clusters werden Trends und Entwicklungen frühzeitig erkannt. Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Herausforderungen und Chancen, um Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sicherzustellen. Ein intensiverer Austausch zwischen den Mitgliedern des INNONET fördert zudem Kooperationen und kann kurz- sowie mittelfristig speziell im Bereich der Personalgewinnung und -entwicklung zu Synergien zwischen den Mitgliedern führen.

Welche Lösungsansätze sehen Sie, basierend auf den Ergebnissen des Stimmungsbarometers, um die Herausforderungen der Branche anzugehen?

Eine zentrale Herausforderung, die dringendes Handeln erfordert, ist die Reputation in der Politik sowie die komplexe Regulatorik auf Bundes- und EU-Ebene. Ein verstärkter und verbesserter politischer Austausch ist hier unumgänglich. Dabei geht es uns ausdrücklich nicht um Greenwashing, sondern um eine faire Betrachtung der Branche! Denn unsere Mitglieder sind innovativ und auch bei Themen der Transformation engagiert, oftmals sogar Pioniere.

Diese Aspekte wollen wir in die Berichterstattung mit aufnehmen und politischen Vertretern zeigen, welche Leistungen von diesen Unternehmen erbracht werden und wie unser wirtschaftlicher und privater Alltag ohne deren Produkte aussähe. Des Weiteren erweisen sich Kampagnen, welche die nachhaltigen Aspekte von Kunststoffen betonen sowie deren Potenzial als emissionsarmes oder recycelbares Ersatzmaterial verdeutlichen, als vielversprechende Strategien. Diese Maßnahmen können in einem reflektierten und realistischeren Image der Branche resultieren.

Gibt es konkrete Projekte oder Initiativen, die bereits auf den gewonnenen Erkenntnissen basieren?

Seit geraumer Zeit sind wir bereits in EU-Förderprojekte involviert, welche sich entlang der Wertschöpfungskette Kunststoff bewegen und sich Themen wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Innovation widmen. Aus diesen Kooperationsprojekten heraus entstehen weitere neue Erkenntnisse sowie innovative Formate und Inhalte, welche für die Unternehmen relevant sind.

Darüber hinaus bieten wir als Plattform Zugang zu Dialogen mit politischen Vertretern unterschiedlicher Ebenen, um zu zeigen, dass Innovation und gewisse Faktoren der Nachhaltigkeit der Branche traditionell bereits innewohnen.

Zudem entwickeln wir momentan ein Label, welches exzellente Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette auszeichnet und genau diese Positivfaktoren darlegt, unterstützt und gezielt nach außen trägt.

Das Ziel ist es, die Branche aktiv mitzugestalten und Steuerungsmechanismen zu entwickeln

Wie wird sich das Stimmungsbarometer in Zukunft weiterentwickeln?

Die Erhebung wird halbjährlich durchgeführt, wodurch ab der kommenden Datenerhebung zusätzlich Vergleiche mit den vorherigen Befragungen möglich sind. Dies erlaubt die Analyse konkreter Entwicklungen und eine kontinuierliche Präzisierung des Stimmungsbildes in der Branche. Neue Erkenntnisse werden genutzt, um relevante Themen aufzunehmen und überholte zu streichen, wodurch der Fragebogen schlank und effizient gehalten werden soll.

Ein kontinuierlicher Austausch und Feedback mit allen INNONET-Beteiligten sind uns dabei besonders wichtig, um das Stimmungsbarometer gemeinsam weiterzuentwickeln. Bei einer weiterhin so positiven Resonanz und Rückmeldequote werden wir perspektivisch auch weitere Regional- und Branchenstudien mit variierenden Schwerpunkten entwickeln. Bleiben Sie gespannt, mehr verrate ich noch nicht.

Welche Ziele haben Sie für die nächsten Erhebungen und wie möchten Sie die Teilnahme weiter steigern?

Die Rückmeldungen nach dem ersten Durchlauf waren durchweg positiv, daher werden nur geringfügige Änderungen an den Themenbereichen und Fragen vorgenommen. Natürlich ist es auch ein Ziel, die Teilnehmerzahl weiter zu steigern, da bei quantitativen Studien immer „the more the merrier“ gilt.

Speziell durch eine frühzeitige und regelmäßige Kommunikation sowie eine breite Streuung über verschiedene Kanäle sind wir zuversichtlich auch zukünftig hohe und weiter steigende Teilnehmer- und Leserzahlen zu erreichen.

Wie können Interessierte mehr über das INNONET-Stimmungsbarometer und die Teilnahme daran erfahren?

Einerseits über unsere Website: https://www.innonet-kunststoff.de/innonet-stimmungsbarometer/

Sowie über die LinkedIn-Kanäle des INNONET Kunststoff und Technologiezentrum Horb GmbH & Co. KG.

Vielen Dank an Herr Dejan Micic für das geführte Gespräch und die wertvollen Einblicke.

Quelle Bild und Text: Technologiezentrum Horb GmbH & Co. KG

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